Die goldene Apis - Das Siegerprojekt stellt sich vor: Multimediales Fenster zum Schutzgebiet am Wörthersee
Ruft man die Website www.senal.at auf und surft sich durch das schwebende Menü, so kommt man ob der fantastischen Bilderfülle und Tonaufnahmen, die einen sensationellen Zugang zur Natur im Natura 2000-Gebiet Lendspitz-Maiernigg erlauben, aus dem Staunen nicht heraus. Man sieht und hört die unterschiedlichsten Vögel, Amphibien, Reptilien, Insekten, Spinnentiere und Säugetiere und selbst die für Menschen unhörbaren Laute der Fledermäuse werden ins Hörbare übersetzt. Auch viele Pflanzen zeigen ihre Schönheit. Man kann sich vorstellen, dass es sehr viele Dateien sind, die sich auf dieser Website zu einem Kaleidoskop der Biodiversität verdichten und das Projekt Senal 2.0 zu einem besonderen visuellen und akustischen Erlebnis für Groß und Klein machen. Aber die unglaubliche Zahl von 562.000 Dateien hat sich wohl kaum jemand vorgestellt. Und doch ist es so, man kann im Büro des ehemaligen AHS-Lehrers für Biologie, Chemie und Physik, Peter Holub, der gemeinsam mit Rolf Holub das Projekt koordiniert, dem Computer minutenlang beim Zählen der Dateien zusehen. „Jede akustische Fledermaus-Aufnahme erzeugt mehrere Dateien“, versucht Holub die Datenfülle, die in Clouds, auf vier Festplatten und in einem eigenen Sicherungssystem lagert, zu erklären. Allein die Bilder der 42 entdeckten Libellenarten würden 5000 Dateien beinhalten. „Alle Fotos sind auf Basis von Beobachtungen entstanden“. Die meisten extern gespeicherten Makro-Aufnahmen, die das Unsichtbare sichtbar machen und dem Betrachter eine neue Welt erschließen, stammen vom international ausgezeichneten Makro-Fotografen Manfred Auer.
“Für ein einziges Makro-Foto macht die Kamera hunderte Aufnahmen und jede ist eine eigene Datei.”
Die multimedialen Inhalte, darunter 20.000 Fotos, 200 Videos und zahlreiche Audiobelege in der Größe von mehr als 10 Terabyte, vorwiegend mit Geräuschen von teilweise streng geschützten Vögeln und Fledermäusen, sind benutzerfreundlich aufbereitet und dokumentieren den Artenreichtum in Flora und Fauna des Natura 2000-Gebietes Lendspitz-Maiernigg am Ostufer des Wörthersees. Die Vielfalt der erhobenen Daten wird durch die neue Website und durch die Erweiterung des QR-Erlebnispfades vom Areal des Lake Side Parks bis hin zum Naherholungsraum am Wörthersee-Ostufer einem noch größeren Publikum nahegebracht. Der Erlebnispfad mit 24 Stationen ermöglicht es, nicht invasiv über QR-Infopunkte das Gebiet auditiv und visuell zu erleben. Drei mobile Live-Recorder übermitteln ihre Aufnahmen direkt in die Cloud, sodass Vogelstimmen in Echtzeit online auf der QR-Pfad Station „Vögel“ im Web und an den QR-Stationen im Lakeside-Park mitverfolgt werden können.
Das vor sechs Jahren begonnene Projekt Senal des ehrenamtlich tätigen Vereins INIZIA für Begabungs- und Begabtenförderung in Kärnten, das neben Biodiversitätsmonitoring auch die Verbesserung der ökologischen Voraussetzungen im Schutzgebiet wie zum Beispiel die Bekämpfung des aggressiven amerikanischen Sumpfkrebses zum Ziel hat, wurde seit 2024 ausführlich erweitert und zielt nun als Senal 2.0 besonders auf die Bereiche Bildungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit und Citizen Science ab. So wurden Info-Broschüren für Kinder entwickelt, eine Kartei des Schutzgebietes in Form von Spielkarten aufgelegt und Kurse für Kinder, Jugendliche und Familien in Kooperation mit dem Educational Lab am Lakeside Park eingerichtet, weitere Modulentwicklung ist geplant. Es gibt Exkursionsangebote und Führungen für Mitarbeitende des Lake Side Parks. Das Konzept soll Verbreitung finden und ähnliche Projekte in anderen Gemeinden ermöglichen.
„Unser Ziel mit Senal 2.0 ist die Präsentation des Biodiversitätsmonitorings, das wir mit dem Projekt Senal begonnen haben. Die Ergebnisse unserer Forschung und Arbeit werden nun opulent serviert“, sagt Holub, der das Fachdidaktikzentrum für Naturwissenschaften an der Pädagogischen Hochschule Kärnten gegründet und geleitet hat. Vor seiner Haustüre hat er aktuell zwei Live-Stationen, die Vogelzwitschern aufnehmen.
Bislang wurden 186 Vogelarten dokumentiert, 398 Käferarten wurden von Bruno Brudermann entdeckt. Sensationen sind Raritäten wie die Libelle Große Moosjungfer, der Große Feuerfalter und die Nachweise neuer Arten für Österreich wie zum Beispiel jener der Steppen-Bartfledermaus. Fotos von Fischen wurden von einer Unterwasser-Drohne gemacht. Insgesamt wurden über 2000 Tierarten, mehr als 100 Pilzarten und 300 Pflanzenarten nachgewiesen und über 200.000 Rufe und Signale von Tieren registriert.
Schaufenster zum Schutzgebiet und wichtigstes Instrument der Öffentlichkeitsarbeit ist die völlig neugestaltete Website www.senal.at, die sich an Laien, Kinder und Jugendliche richtet und optisch und bezüglich Zugriffsgeschwindigkeit optimiert wurde. Neben mehr als 5000 Bildern, zahlreichen Videos und Audioaufnahmen präsentiert sie für Wissenschafter und Hobbyforschende detaillierte Fakten, Daten und Berichte. Das Besondere ist die harmonisch zu den Bildern passende musikalische Untermalung. So hört man zum Beispiel zum Summen der Bienen ein Violincrescendo oder beim Tanz der Libellen über dem Wasser das Regentropfen-Prelude von Chopin.
Interpretiert am Klavier, abgemischt und geschnitten am Computer wird die klingende Untermalung von Peter Holub, der auch eigene Kompositionen beisteuert und das Online-Naturerlebnis zu einem ganzheitlichen Kunstwerk macht, das fasziniert und berührt und der Bevölkerung ein Gefühl der Mitverantwortung vermitteln soll.
Senal steht für: Smart Environment/Natura 2000 Living Lab
Monitoring und Sammlung von Audio- und Bildmaterial: Peter Holub, Sigrid Holub, Manfred Auer, Bruno Brudermann, Roland Schiegl, Birgit Schober
Website-Erstellung und Betreuung: Peter Holub
7271 Beobachtungen von insgesamt 2016 Arten wurden durch Bilder und Audiobelege bis zum 19. Oktober 2025 auf iNaturalist dokumentiert. Unter folgendem Link sind sie immer aktualisiert zu finden: www.inaturalist.org/observations?project_id=senal-smart-environment-natura-2000-living-lab
iNaturalist ist eine Plattform für Naturbeobachtungen, die Fotos und Tonaufnahmen von Tieren, Pflanzen und Pilzen sammelt und hilft, sie zu bestimmen. Sie kombiniert Citizen Science mit künstlicher Intelligenz und Community-Wissen
Kontakt: peterpaul.holub@gmail.com
Wir gratulieren zum Kärntner Biodiversitätspreis "Die goldene Apis 2025"
Der Verein INIZIA gewinnt mit dem Projekt "SENAL 2.0 - Das Natura 2000-Gebiet Lendspitz-Maiernigg" in der Kategorie Vereine den Kärntner Biodiversitätspreis "Die goldene Apis".