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Umbau Neuer Platz: die Gewinner des Architektenwettbewerbes im Porträt
#Innovation #Nachhaltigkeit #Neuer Platz 14

Umbau Neuer Platz: die Gewinner des Architektenwettbewerbes im Porträt

21 Dezember
Certov und Winkler+Ruck
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Das Projekt „Umbau Neuer Platz 14“ wurde in die Hände der Gewinner des Architektenwettbewerbes gelegt: Certov, Winkler+Ruck, eine ARGE der besonderen Art. Höchste Zeit, die beiden Architektenbüros näher kennenzulernen. In einem Interview erzählen die beiden Architekten und die Architektin über ihre Werdegänge, ihre gemeinsamen Projekte und über das Projekt Neuer Platz.

Klaudia Ruck und Roland Winkler haben sich während des Studiums in Graz kennengelernt und arbeiten seit 1994 zusammen. Während ihrer Anfangsjahre entstanden die ersten gemeinsamen Arbeiten in einem winzigen Hinterhofatelier in Graz. Als eines Tages die Handwerkstatt der elterlichen Tischlerei in Klagenfurt zur Disposition stand, fassten die beiden den Entschluss, nach Kärnten zu ziehen.

Ferdinand Certov entschloss sich nach dem Studium der Architektur und Tätigkeit in zahlreichen Architekturbüros für die Absolvierung der Ziviltechnikerprüfung. Mit der Ziviltechnikerprüfung wurde er sofort zu einem Architekturwettbewerb eingeladen, den er auch gewann. Der Schritt in die Selbstständigkeit war dann die logische Konsequenz.

In der Vergangenheit hat es etliche Wettbewerbe gegeben, bei welchen meist beide Büros zu den Preisträgern zählten. Daher hat man bei der etwas größeren Herausforderung des Wettbewerbes für das Wien Museum spontan den Entschluss gefasst, die Qualitäten zu bündeln und gemeinsam anzutreten – und das mit Erfolg.

Wo sehen Sie die Vorteile und Nachteile einer ARGE? Warum sind Ihre beiden Architektenbüros als ARGE gut geeignet?

Der Vorteil der ARGE besteht darin, dass man sich austauschen kann – und muss. Jedes Büro hat seine Stärken - im Idealfall entsteht das Beste aus zwei Welten.

Die Zusammenarbeit der beiden Architekturbüros entstand aus einem gesunden Konkurrenzverhältnis etlicher Architekturwettbewerbe der letzten Jahre. In der Erkenntnis, dass die beiden Büros sich in ihren unterschiedlichen Eigenschaften bei ähnlicher Grundhaltung trefflich ergänzen, entstand der Gedanke der Zusammenarbeit. Auch der gegenständliche Wettbewerbserfolg bestätigte diesen Weg. Beide Architekturbüros vereint der Versuch, Baukultur als unabdingbare Notwendigkeit zu etablieren.

Wie viele Projekte haben Sie mit Ihren beiden Architekturbüros gemeinsam umgesetzt?

In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Architekturwettbewerbe gemeinsam bestritten.

Für die Landesausstellung „CARINTHIja2020“ konnten wir unser gemeinsames Konzept einer mobilen Ausstellung, die zu den Menschen kommt, umsetzen. Unsere aktuellen in Bau befindlichen Projekte – das Landesmuseum Rudolfinum in Klagenfurt und das Wien Museum am Karlsplatz werden in den nächsten beiden Jahren fertiggestellt.

Welche Gemeinsamkeiten und welche Gegensätze gibt es in Ihren jeweils bereits umgesetzten Projekten?

Die architektonische Grundhaltung ist das Bindeglied der beiden Büros. Wobei es unterschiedliche Stärken gibt, die im besten Fall im Wettbewerb jeweils richtig eingesetzt werden. Sei es einerseits ein logistisch ökonomisches Geschick, das eine Selbstverständlichkeit hervorbringt, oder andererseits ein poetischer Ansatz, der alles in eine Geschichte einbindet. Beides zusammen ergibt ein Ergebnis, das einen Entwurf einfach und bildhaft vorstellbar macht.

Was macht Ihre ARGE so besonders? Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Das Geheimnis liegt in unserer kompakten Bürostruktur, die es ermöglicht, sehr persönliche Arbeit auch in großen Projekten zu implementieren. Es gibt keine Massenlösung, es gibt keine Schublade, es gibt nur immer die ganz besondere Situation einer neuen Aufgabe.

Bedeutung entspringt nicht dem Wollen nach Bedeutung. Das Erringen von Aufmerksamkeit ist unerheblich für ein Bauwerk, das Jahrzehnte stehen bleibt.

Es wird erhoben, was wichtig ist und was weniger. Es wird gelernt, welche Rolle das Material spielt, sein Gewicht, seine Oberfläche, wie es sich anfühlt, wie es verwendet wird und welche Bedeutung daraus entsteht, wenn es auf eine bestimmte Art konstruiert wird, die zu Raum führt, ohne dass dieser eine formale Idee braucht.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Arbeit bzw. in der Umsetzung Ihrer Projekte generell?

Nachhaltigkeit ist längst kein Trend, sondern dringende Notwendigkeit und bedeutet, mit bestehenden und regionalen Ressourcen sparsam umzugehen. Das fällt uns anscheinend als Gesellschaft leider schwer. Deshalb ist es so wichtig, von funktionierenden guten Beispielen zu lernen. Oft liegen solche direkt vor unserer Nase - so knapp, dass man sie gar nicht sieht. Ein hundert Jahre altes Gebäude, das heute noch genauso gut bewohnbar ist, wie zu seiner Entstehung, ist für unsere Zeit - in der Neubauten teilweise Halbwertszeiten von weit unter 25 Jahren haben - eine Sensation.

Ebenso schafft eine gut angelegte Siedlungsentwicklung mit Stärkung bestehender Ortskerne, die weite Verkehrswege und die dazugehörende Infrastruktur reduziert, mehr Nachhaltigkeit als Nullenergie-Häuser auf der grünen Wiese im nirgendwo, wofür eine gewaltige Infrastruktur zu schaffen und zu erhalten ist - auf Kosten von Umwelt und Steuerzahler.

Der Umbau eines Unternehmensgebäudes zieht immer räumliche Veränderungen mit sich, und damit auch Veränderungen der gewohnten Arbeitsweisen bzw. des Arbeitsklimas. Worauf muss dabei besonders geachtet werden?

Der sich gerade vollziehende Umbruch in der Arbeitswelt lässt Prognosen zur Frage, welches Raumangebot eine Arbeitslandschaft in den kommenden Jahren aufweisen müssen wird, kaum zu. Das Projekt Neuer Platz soll daher möglichst nutzungsoffene Strukturen und größtmögliche Flexibilität für die Zukunft aufweisen.

Unter welchen Kriterien wählen Sie Ihr Architektenbüro aus, damit Räumlichkeiten und Arbeitsklima optimal passen?

Wir arbeiten in einer ehemaligen Tischlereiwerkstatt, in einem großen freien Raum mit Licht von drei Seiten. Dieser Raum macht regelmäßig Veränderungen mit und verträgt -sowohl menschlich als auch baulich - unglaublich viel.

Sie haben am Architekturwettbewerb für das Projekt Umbau Neuer Platz teilgenommen und schlussendlich gewonnen. Warum haben Sie sich für eine Teilnahme am Wettbewerb entschlossen?

Das Headquarter der Kärntner Sparkasse befindet sich an einer städtebaulich für Klagenfurt äußerst relevanten Position. Es ist ein Gebäude, das nach allen Seiten Verantwortung trägt. Dieses Gebäude seinem ursprünglichen Erscheinungsbild näherzubringen und damit einen wesentlichen Stadtbaustein zu stärken, ist uns ein Anliegen für die Stadt. Die Entscheidung seitens der Bank, ihren Hauptsitz im Stadtzentrum nicht nur zu belassen, sondern diesen ganz aktiv zu beleben, finden wir großartig. Das ist keine Selbstverständlichkeit und zeugt von Voraussicht und großer Verantwortung gegenüber der Stadt. Einen Wettbewerb – vor allem gegen gute Konkurrenz – für sich entscheiden zu können, ist eine tolle Sache. Nun freuen wir uns auf die gemeinsame Umsetzung des Projektes.

Wir möchten das Gebäude, vor allem aber die architektonische Grundstruktur nutzen und hervorheben. Ein zukunftsweisendes Konzept kann hier sehr gut umgesetzt werden. Die attraktive Lage am Neuen Platz ist für uns eine Stärke - einerseits des Gebäudes, andererseits auch der Kärntner Sparkasse. Mit dem Umbau wird der Standort weiterhin mit Leben erfüllt und gestärkt.

Die Außenfassade der Obergeschosse, bleibt aus Gründen des Denkmalschutzes unverändert. Die Dachschrägen bleiben ebenfalls, und die Gaupen werden adaptiert. Im Erdgeschoss werden die Fensterparapete geöffnet und verglast – hier entsteht eine Offenheit zwischen Außen und Innen.

Das Gebäude wird sich optisch nicht wesentlich vom alten unterscheiden. Wie nachhaltig ist es, ein altes Gebäude zu renovieren, anstatt neu zu bauen?

Gebäude sind nie isoliert zu sehen, sondern stets im Kontext mit dem Umraum – in unserem Fall mit dem städtischen Gefüge. In diesem Sinne ist eine Renovierung sehr nachhaltig.

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