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Ein Weckruf von Biodiversitätsexperten Franz Essl: Wir überschreiten die Grenzen des Planeten
#Soziales #Biodiversität

Ein Weckruf von Biodiversitätsexperten Franz Essl: Wir überschreiten die Grenzen des Planeten

Elke Fertschey
01 September
03:00. read
Österreichs Artenvielfalt sei hochgefährdet, warnte Biodiversitätsforscher Franz Essl bei der Stiftungsgala in Velden. Er sprach über die dramatischen Folgen menschlichen Handelns und die Notwendigkeit ambitionierter Klimapolitik, warum der Schutz der Artenvielfalt und der Klimaschutz Hand in Hand gehen müssen und welche Schritte jetzt dringend erforderlich sind.
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„Die Welt wie sie war, mit intakter Natur, Wildnis und Kulturlandschaft ist Vergangenheit. Das muss uns klar sein“, rüttelte Biodiversitätsforscher Franz Essl bei der Stiftungsgala der Privatstiftung Kärntner Sparkasse das Publikum auf. „Willkommen im Anthropozän“, verwies der Wissenschafter des Jahres 2022 sarkastisch auf die Folgen des Wirkens der Spezies Mensch, die sich seit den 1950er Jahren im exponentiellen Wachstum befinde. „Die menschliche Dominanz der Biosphäre“ habe dazu geführt, dass wildlebende Tiere nur noch am Rande vorhanden seien. Ihr Anteil betrage nur noch fünf Prozent der Gesamtbiomasse von Menschen und Nutztieren. „Wir überschreiten die Grenzen des Planeten“, sei die übereinstimmende Meinung der Wissenschafter.

Die Artenvielfalt Österreichs sei in Gefahr, belegte Essl mit Zahlen: In den letzten 25 Jahren seien 48 Prozent der Brutvögel verschwunden. „Das ist ein starkes Signal“. Wo es 1990 noch zehn Schwalben-Brutpaare gegeben habe, gebe es heute oft nur noch zwei. „Ohne ambitionierte Klimapolitik wird der Wald der Zukunft ein toter Wald sein“, malte Essl ein weiteres düsteres Bild. „Die endliche Welt kann nur innerhalb planetarischer Grenzen existieren“, appellierte Essl an die Politik, die Rahmenbedingungen zu ändern. Klimaschutz und Artenschutz müssten gemeinsam umgesetzt werden. „Ein Viertel der Treibhausemissionen kommen aus der Zerstörung der Natur“. Der Artenschutz sei unterfinanziert. Das würden Zahlen aus Niederösterreich belegen: für Naturschutz seien jährlich 15 Millionen Euro budgetiert, für Straßen 450 Millionen Euro. Wenn Österreich zudem pro Jahr fünf Milliarden Euro in klimaschädliche Emissionen investiere, wie es das Wifo in einer Studie dargestellt habe, so finanziere es den eigenen Untergang.

“Denn nur eine intakte Natur sichert stabile Ernten und schützt vor Hochwässern.”

Prof. Mag. Dr. Franz Essl

Im Sinne der europäischen Glaubwürdigkeit und angesichts der starken Gefährdung der Natur in Österreich müsse Österreich den Green Deal und das Renaturierungsgesetz umsetzen, forderte Franz Essl die Verantwortlichen auf. Daher sei der heuer erstmals vergebene Biodiversitätspreis "Die goldene Apis" der Privatstiftung Kärntner Sparkasse besonders wichtig. „Sie unterstreichen die große Bedeutung von Naturschutz- und Naturvermittlungsprojekten“.

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