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Finanzielle Gesundheit statt Geldsorgen - eine Chance für Frauen
#Soziales

Finanzielle Gesundheit statt Geldsorgen - eine Chance für Frauen

Ljubisa Buzic
28 Mai
4 min. read
Unbezahlte Rechnungen, Schulden, Geldprobleme – solche Sorgen können krank machen. Vor allem Frauen sind davon stark betroffen. Was man dagegen tun kann und wie das Konzept der finanziellen Gesundheit dabei helfen kann, erklären wir Ihnen in diesem Beitrag anlässlich des Internationalen Aktionstags für Frauengesundheit.
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Sabine K. schläft schlecht. Sie fühlt sich ständig angespannt und gestresst. Der erste Gedanke, wenn sie morgens aufwacht, gilt den unbezahlten Rechnungen und dem Minus auf ihrem Konto. „Die Miete und das Essen kann ich bezahlen, mit den Schulsachen für die Kinder wird es immer öfter zum Balanceakt“, erklärt die 32-Jährige. Sabine ist ein typisches Beispiel für Frauen, die derzeit in eine finanzielle Krise geraten: alleinerziehend, Teilzeitjob, keine Rücklagen.

Melanie R. ist 62 und seit zwei Jahren pensioniert. Auch sie hat Sorgen, wenn es ums Geld geht. Die Wohnung kann sie sich leisten, aber im vergangenen Winter hat sie oft die Heizung heruntergedreht, um Kosten zu sparen. Sollte etwas Größeres im Haushalt kaputtgehen, hätte sie Schwierigkeiten, die Reparatur zu bezahlen. Die beiden Frauen sind nur zwei Beispiele von vielen, die derzeit unter starken finanziellem Druck stehen. Und dieser schlägt sich immer öfter auf ihre psychische und körperliche Gesundheit nieder.

Armut macht krank

„Armut und schlechte Gesundheit hängen in doppelter Weise zusammen“, erklärt Karin Heitzmann, Armutsforscherin und Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien im Gespräch. „Auf der einen Seite macht Armut krank, und auf der anderen Seite macht Krankheit arm.“ Das gelte auch für die psychische Gesundheit: „Stress, Ängste und auch Depressionen – das sind Merkmale, die wir aus der Forschung kennen“, so Heitzmann. „Wir wissen, dass Armut eine psychische Belastung ist und sich auch somatisch und psychosomatisch auswirken kann.“

Heitzmann betont im Interview, dass die Ursachen für Armut strukturell sind – also relativ unabhängig von individuellen Handlungen oder Wissen. Besonders gefährdet, in die Armutsfalle zu geraten, sind vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, Arbeitslose und Familien mit drei oder mehr Kindern – so wie Alleinerziehende. Seit dem vergangenen Jahr kommen noch die steigende Inflation und höhere Lebenshaltungskosten hinzu. Diese treffen immer größere Gesellschaftsgruppen hart.

“Wir sehen derzeit sehr deutlich, dass sich auch Menschen mit einem guten Einkommen zunehmend schwer tun, die höheren Ausgaben zu bezahlen.”

Karin Heitzmann

Frauen bei Finanzwissen hinten nach

Laut Statistik Austria waren im Jahr 2022 in Österreich 17,2 Prozent der Menschen armutsgefährdet. Ein sehr hoher Anteil für ein wohlhabendes Land. Mehr Finanzbildung könnte da grundsätzlich helfen. Insbesondere Frauen mangelt es jedoch häufig an Finanzwissen. Das zeigen Untersuchungen österreichweit, aber auch in Kärnten. Eine Studie der Erste Bank der Österreichischen Sparkassen, durchgeführt von IMAS International im Dezember 2022 und Jänner 2023, zeigt, dass für 87 Prozent der Frauen in Kärnten finanzielle Unabhängigkeit besonders wichtig ist. Dennoch bewerten sich nur 29 Prozent der Frauen (im Vergleich zu 51 Prozent der Männer) mit den Schulnoten 1 oder 2, wenn es um ihr Wissen über Finanzthemen geht. Nur 26 Prozent der Frauen geben an, sich „sehr“ oder „etwas“ für Finanzthemen zu interessieren, während es insgesamt 47 Prozent der Männer tun. Eine Schieflage, an der sich bei der jüngeren Generation langsam etwas ändern könnte, denn das Bewusstsein dafür, dass mentale Gesundheit und Finanzen zusammenhängen, wird allmählich größer.

Neue Offenheit bei den jüngeren Generationen

Ängste, Depressionen oder auch Geldnot waren vor ein paar Jahren noch absolute Tabuthemen. Doch jüngere Menschen sprechen vor allem auf Plattformen wie Instagram oder TikTok überraschend ehrlich über solche Dinge. Über 47 Millionen Einträge findet man, wenn man bei Instagram den Hashtag, also Suchbegriff, #mentalhealth eingibt.

Eine ähnliche Entwicklung passiert, wenn es um das Thema finanzielle Gesundheit und finanzielle Bildung geht. Frauen, wie die Influencerin und Unternehmerin Madame Moneypenny, versuchen, auf einfache und unterhaltsame Art Finanzwissen zu vermitteln. Die Kulturwissenschafterin Beatrice Frasl beschäftigt sich in ihrem im Herbst erschienenen Buch „Patriarchale Belastungsstörung“ mit dem Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und prekären Lebens- und Finanzverhältnissen von Frauen und spricht darüber in den sozialen Medien und Podcasts. Daneben entstehen immer mehr Frauennetzwerke, in denen Frauen ihr Finanzwissen miteinander teilen und sich im Businessbereich vernetzen.

Über Geld sprechen

Dass über Geld und psychische Gesundheit gesprochen wird, ist ein erster Schritt hinaus aus der Armutsfalle. Denn gerade das Schweigen darüber kann den Zustand nur noch weiter zementieren, erklärt Karin Heitzmann. „Armut zu verstecken, nicht offen zu zeigen, ist auch etwas, das Stress macht. Ein offenerer Zugang wäre jedenfalls gut und wichtig.“ So gesehen könnte das Reden über Geld und psychische Gesundheit vor allem für Frauen von Vorteil sein. Das Konzept der finanziellen Gesundheit kommt da gerade zur richtigen Zeit.

6 Tipps für Ihre finanzielle Gesundheit

Finanzielle Gesundheit bezieht sich auf die Fähigkeit, mit Geld umzugehen und finanzielle Entscheidungen zu treffen, die zu einem stabilen und sicheren Lebensstil führen. Eine Person, die finanziell gesund ist, kann ihre Ausgaben kontrollieren, Schulden vermeiden und Ersparnisse aufbauen, um langfristige Ziele zu erreichen. Diese sechs Tipps können Ihnen helfen, mehr finanzielle Gesundheit zu erreichen:

 

  1. Verschaffen Sie sich einen Überblick.
    Bevor Sie mit der Planung Ihrer finanziellen Zukunft beginnen, sollten Sie ein klares Verständnis Ihrer aktuellen finanziellen Situation haben. Erstellen Sie eine genaue Liste Ihrer Vermögenswerte, Schulden und monatlichen Einnahmen und Ausgaben.
     
  2. Erstellen Sie einen Finanzplan.
    Basierend auf Ihrer finanziellen Situation sollten Sie einen Finanzplan erstellen. Darin legen Sie kurz- und langfristige Ziele fest und entwickeln eine Strategie, um diese Ziele zu erreichen.
     
  3. Arbeiten Sie an Ihrer finanziellen Bildung.
    Nutzen Sie die Gelegenheit, um Ihr Wissen in diesem Bereich zu verbessern. Besuchen Sie etwa Seminare, Webinare oder Workshops, schauen Sie sich Online-Tutorials oder Videos an, lesen Sie Bücher über persönliche Finanzen, oder hören Sie Finanz-Podcasts.
     
  4. Sparen Sie regelmäßig.
    Auch wenn es sich nur um kleine Beträge handelt, ist es wichtig, regelmäßig Geld beiseite zu legen und ein Notfallpolster aufzubauen. Auch kleine Beträge summieren sich über die Jahre, wenn Sie regelmäßig sparen.
     
  5. Holen Sie sich professionelle Beratung.
    Wenn Sie unsicher sind oder Unterstützung brauchen, wenden Sie sich an eine professionelle Beratung. Diese können Ihnen helfen, einen für Sie passenden Finanzplan zu erstellen.
     
  6. Sprechen Sie mit anderen Frauen darüber.
    Tauschen Sie sich mit anderen Frauen aus, die ähnliche finanzielle Ziele verfolgen. Dies kann Ihnen nicht nur helfen, motiviert zu bleiben, sondern auch wertvolle Tipps von Frauen zu erhalten, die bereits erfolgreiche finanzielle Entscheidungen getroffen haben.
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